Zwei Monate ist die Operation nun her. Die Pfunde purzeln und purzeln. Langsam und stetig. So, wie es auch sein soll. Ich konnte bereits ab Woche 4 zu vollwertiger Kost übergehen und hatte nicht ein einziges Mal eine echte Unverträglichkeit.
Meine Essensmenge
Es heißt, dass ein ca. Restmagen von 150 ml zurückbleibt. Bei mir bezweifle ich das manchmal und es hat mich tatsächlich verunsichert. Bereits ab Woche 4 konnte ich um die 200 g Nahrung zu mir nehmen. Bei einem Nudelsalat waren es einmal sogar knapp über 300 g. Suppen gehen auch locker 350 ml. Andererseits konnte ich bei Knäckebrot mit Belag, Quark mit Beeren oder Hüttenkäse mit Avocado oft nur 140 g bis 170 g essen. Tatsächlich habe ich daraufhin meine Ärztin aus dem Krankenhaus angeschrieben und nachgefragt, ob das normal sei oder ob man mir einen zu großen Magen gelassen hätte. Ihre Antwort war, dass es durchaus zu Schwankungen in der Menge kommen kann und solange das Gewicht konstant nach unten geht, ich mir keine Sorgen machen müsste. Das beruhigte mich, doch noch immer wunder ich mich über manche Mengen, die möglich sind. Ich versuche meine Mengen zu begrenzen und verlasse mich nicht nur auf mein Sättigungsgefühl. Die oft genannte 150 g Grenze ignoriere ich dabei allerdings. Ich sage mir, dass ich möglichst nicht über 220 g komme und bin oft eher im Rahmen um die 175 g. Ich komme damit gut zurecht und fühle mich damit wohl.
Nährwerte
Ich habe mir angewöhnt so gut wie alles abzuwiegen und bei FatSecret einzutragen. Dort kann ich gekochte Mahlzeiten zur Wiederverwendung einspeichern, Nahrungsmittel neu zufügen und nach Tagesplan abspeichern. So sehe ich auf einen Blick meine Menge an Protein, Fett, Ballaststoffe, Zucker, Kohlenhydrate und Kalorien. Meine Nährwerte sind nicht perfekt, aber ich denke recht gut. Ich soll 1500 Kalorien erreichen und lande zumeist zwischen 1300 und 1700 Kalorien. Einzig die Verteilung der Kalorien macht mir Schwierigkeiten. Eigentlich sollen 50% aus Kohlenhydraten, 20% aus Eiweiß und 30% aus Fett bestehen. Bei mir ist die Verteilung allerdings eher 45% Fett und den Rest teilen sich Protein und Kohlenhydrate zu gleichen Teilen. Meine Proteinmenge von 60 g bis 90 g erreiche ich ohne Probleme und liege manchmal auch nochmal deutlich drüber. Schwierigkeiten, wie die meisten Menschen, habe ich noch mit den Ballaststoffen. Ich gelange nie auf die gewünschten 30 g. Wenn ich 20 g hinbekomme bin ich schon stolz auf mich.
Durch das Eintragen meines Essens bekomme ich ein besseres Gefühl für die richtigen Lebensmittel. Ich sehe was an dem Tag beispielsweise noch fehlt und weiß mittlerweile ein wenig, was ich als Mahlzeit gezielt noch eher zu mir nehmen sollte, um meinen Tagesbedarf zu decken. Dabei bin ich allerdings nicht päpstlicher als der Papst und versteife mich nicht auf Perfektionismus. Beispielsweise waren wir die Tage bei meinem Bruder zum Grillen und das brachte mir satte 700 Kalorien bei einer Mahlzeit. Ich wollte auf ein Stück Kräuterbutter und etwas Kartoffelsalat nicht verzichten, es war nicht viel, doch schlug es zu Buche. Und ohne mich zu verbiegen, blieb ich am Ende des Tages in meinem Kalorienrahmen.
Ein anderes Mal holte ich für meine Kinder ein Happy Meal und nahm mir aus Neugier einen Cheeseburger mit. Würde ich ihn vertragen? Würde er mir noch schmecken? Tatsächlich aß ich zusammen mit meinen Kindern einen Cheeseburger, 3 Nuggets und 5 Pommes. Ich war gesättigt, es schmeckte durchaus (aber irgendwie weniger als früher) und ich war leicht geschockt nach dem Eintragen der Kalorien danach. Dennoch auch an dem Tag blieb ich in meiner Kalorienmenge für den Tag.
Meine Ernährungsberaterin sagte zu mir, dass man sich nichts verbieten muss. Und genau daran halte ich mich. Solche Sachen sind in meiner Ernährung schon immer eher die Ausnahme gewesen, doch nehme ich es nun noch bewusster wahr. Ich esse so etwas ohne Reue, aber habe dennoch meinen Tagesbedarf im Blick. Und wenn ich auf einer besonderen Feier wäre, würde ich da den Blick auch mal über Board werfen. Da bin ich ehrlich zu mir selbst und fahre gut damit. Man mag mir vorwerfen, dass ich es nicht ernst nehmen würde oder sonst was, aber ich halte es da wie meine Ernährungsberaterin. Wer sich alles verbietet, wird eher einen Hype drauf entwickeln und irgendwann das Gefühl von Dauerverzicht leid sein und Mist bauen, als jemand, der immer noch manche Dinge einfach nur ab und zu bewusst genießt.
Neue Rezepte und Lebensmittel
Ich nehme mir noch mehr Zeit zum Kochen als früher. Ich suche nach neuen Rezepten, probiere viele Dinge aus, die ich früher nie probiert hätte und bin zumeist positiv überrascht. Ich fahre beispielsweise total auf Süßkartoffel mit Ziegenfrischkäse ab. Hingegen gibt mir Schokolade derzeit sehr wenig bis gar nichts. Eher greife ich zu den Protein Chips von DM (die sind lecker) oder zu Erbsen Flips mit Meersalz (noch leckerer). 30 g Erbsen Flips genügen mir als kleine Knabberei und bringen dabei noch meine Ballaststoffe hoch.
Dass ich überhaupt keine Getränke mit Kohlensäure trinke, stört mich nicht. Ich merke dadurch keinerlei Verlust, hatte ich mich doch schon Monate vor der Op umgestellt. Daheim trank ich schon immer nur Wasser, Tee und Kaffee mit Milch. Wobei ich die Milch im Kaffee mehr als halbiert habe.
Gerichte mit Couscous, Linsen, Vollkornnudeln oder Linsennudeln / Erbsennudeln sind für mich relativ neu. Auch Bulgur oder Polenta fand man bislang wenig auf meinem Speiseplan. Magerquark, Hüttenkäse, Avocado und ganz viel Fisch dominieren ebenfalls mittlerweile meine Gerichte. Was Obst angeht, bin ich ziemlich stiefmütterlich. Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren und ein paar Apfelstücke fanden bislang nur den Weg in meinen Magen. Und natürlich Avocado. Diese Woche kaufte ich eine Wassermelone, mal sehen ob sie mir schmeckt. Vor der Op hatte ich recht oft Birnen, Äpfel und Mandarinen gegessen, die Lust darauf scheint mit wegoperiert zu sein. Aber ich habe sogar schon Spargel gegessen und mag ihn weiterhin. Und auch die Produkte aus der Brandnooz Box probiere ich weiterhin gern. Von manchen esse ich nur ein Stück und Andere baue ich komplett in meine Ernährung ein.
Ich weiß nicht, ob durch die Operation mein Geschmack sich veränderte oder, was ich eher vermute, durch die grundsätzliche Ernährungsumstellung sich mein Geschmack auch dahingehend veränderte. Ich esse weniger süß und da scheinen sich die Geschmacksnerven anzupassen.
Was ich definitiv neu lernen musste, sind die Einkaufsmengen. Man kauft automatisch manches Mal zu viel. Aber langsam passe ich mich dem Ganzen an. Ich kaufte mir sogar kleine 14 cm Töpfe und Pfannen, wenn ich mal nur für mich koche. Und ich muss lernen mich in Geduld zu üben. Ich habe so viele Rezepte und Essensideen, die ich ausprobieren möchte… Doch muss da die Vernunft siegen, denn je Gericht kann ich oft bis zu dreimal von essen und somit wird es noch sehr lange dauern bis ich alle Rezepte ausprobierte, die ich mir schon abgespeichert habe.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass ich gut zurecht komme und mit dem Verlauf sehr zufrieden bin. Ob meine Ärzte es auch sind, werde ich diese Woche beim 1. Kontrolltermin erfahren.
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