Die Weihnachtszeit mit Schlauchmagen

Wie kommt man durch die Weihnachtszeit mit Schlauchmagen? Die Frage stellte ich mir anfangs ganz bewusst. Wollte ich strikt Diät halten oder die Zeit auch mal mit Naschen verbringen? Wäre es ein Eiertanz gegen Kekse und Kuchen und Leckereien oder würde ich mich im Fresskoma wiederfinden?

Ich habe vorab drüber nachgedacht und mir dann gesagt: „Scheiß drauf. Denk nicht so viel nach, mach was immer Du willst, aber bewusst.“ Und daran habe ich mich gehalten.

Ich kaufte mir zwei Adventskalender. Einen von Aldi und einen von Tchibo. Darin enthalten waren Hachez Schoko-Pralinen. Ich rechnete mir ihren Kalorienwert aus und trug sie in meinen Kalorienplan ein. An manchen Tagen aß ich beide, an manchen nur einen und an manchen Tag gar keinen. Es kam immer drauf an, was darin war. Mochte ich die Schokolade, aß ich sie. Mochte ich sie nicht, ließ ich sie weg. Die Stangen vom 24. Türchen liegen noch immer hier rum und werden sicherlich irgendwann einmal gegessen. Ich öffnete die Türchen mal morgens und mal als Nachtisch nach dem Abendessen. So wie ich Lust hatte.

An Tagen, an denen ich wenig Kalorien zum Mittagessen hatte, griff ich auch mal zu zwei oder drei selbstgebackenen Keksen. Ich trank auch mal eine heiße Schokolade. Die Adventszeit hatte im Vergleich zu den Monaten davor natürlich mehr Zucker und mehr Kalorien, aber sie waren immer noch in einem für mich akzeptablen Rahmen.

An den Feiertagen selbst, setzte ich mir keine bewusste Grenze. Ich aß jedes Essen mit, nahm mir auch 1,5 Stücken Kuchen. Aß tatsächlich drei Tage hintereinander Kuchen und verbot mir auch das Snacken beim Film Gucken nicht. Ich kam auf durchschnittlich 3000 Kalorien am Tag. Einmal lag ich sogar bei 3600 Kalorien, wobei ich da den Kuchen nur schätzen konnte und vermutlich höher schätzte als es war.

Muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben?

NEIN! Das muss ich nicht. Ich tat es völlig bewusst und trackte es so gut ich konnte. Einfach um mir auch alles genau vor Augen zu führen. Und es war kein sinnloses „Fressen“, es waren schöne Momente mit der Familie. Und im Vergleich zu früher war es vermutlich sogar wenig, was ich naschte. Ich war nie ein extremer Nascher, aber an Weihnachten durfte das schon immer sein. Ich bekam sogar zwei Packungen Rocher geschenkt. Eine davon ist mittlerweile leer. In 5 Tagen leer gefuttert. Früher waren die zwei Packungen in zwei Tagen weg gewesen.

Und was sagt mein Gewicht dazu?

Gar nichts. Es sagt absolut gar nichts. Es schwankte im Dezember von 103,3 kg (am 31.11. gewogen) zu 100,6 kg (am 14.12. gewogen) bis zu 102,9 kg (am 29.12. gewogen). Die heutigen 102,9 kg sind 1,1 kg mehr als beispielsweise gestern als ich noch 101,8 kg wog. Bei mir spielt das Lymph- und Lipödem mit rein, was zu teils großen Schwankungen führt. Das ist mir bewusst, weswegen mich tägliches Wiegen auch nicht „fertig macht“ oder unter Druck setzt. Aber man erkennt dennoch an dem Verlauf, dass dieser Monat keine große Abnahme brachte, aber eben auch keine echte Zunahme. Laut Krankenhaus liegt mein aktueller täglicher Kalorienbedarf bei meinem Gewicht bei ca. 2800 Kalorien. Das wäre die Menge ohne Abnahme und ohne Zunahme. Da lag ich eine Handvoll Male drüber, aber damit bin ich mit mir im Reinen.

Wie heißt es so schön: „Du erinnerst Dich nicht an die tolle Diät, die Du im Dezember eingehalten hast, sondern an die Familienessen und die bleibenden Erinnerungen mit Deinen Liebsten.“

Nein, natürlich ist das kein Plädoyer für zielloses Fressen und in sich hinein stopfen. Aber man darf auch einfach mal leben. Ich tat alles sehr bewusst. Und Pute, Hähnchen und Kartoffeln mit Gemüse sind wahrlich keine hochkalorischen Gerichte an Weihnachten und das machte mir das Naschen an sich überhaupt möglich. Vielleicht hätte ich bei fetten Sahne-Aufläufen die Nascherei ein wenig mehr eingeschränkt, das kann ich nicht sagen.

Manche Operierte fragen sich, ob sie nur frustriert beim Weihnachtsessen daneben sitzen würden. Ob sie sich ärgern, weniger als Andere essen zu können. Ich kann nur von mir sprechen und mir erging es nicht so. Allerdings ist mein Magen definitiv kein Mini-Magen. Ich kann von der Menge ca. ein halbes Hähnchen essen oder pur umgerechnet 245 g reines Hühnerfleisch. Mir kam es nicht so vor als würde ich „nichts“ essen können, sondern als würde ich eine ganz normale leckere Portion essen. Mein Bruder, der ebenfalls operiert ist, konnte im Vergleich zu mir deutlich weniger essen. Keine Ahnung wieso der Unterschied bei uns so groß ist. Aber auch er hat nicht das Gefühl, dass er auf irgendwas in dem Sinne verzichtet.


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